Skimm- und scanfreundlich statt nur lesefreundlich
Skimmer und Scanner sind ein wichtiger Teil des Publikums, auch wenn sie dem Content nur minimale Aufmerksamkeit widmen.
Wir müssen den Begriff «lesefreundlich», ergänzen mit «scanfreundlich» und «skimmfreundlich». Denn sogenannte Skimmer und Scanner sind längst ein wichtiger Teil des Publikums, das wir mit unseren Botschaften erreichen wollen.
Die Crema auf dem Kaffee schlürfen, das ist skimmen. Wobei skimmen erstaunlich viele weitere Bedeutungen hat – eine davon ist, einen Content überfliegen, um herauszufinden, ob es das ist, was ich suche, was mich interessiert. Skimming ist eines von drei Leseverhalten, denen wir ständig begegnen. Skimmer sind für die Kommunikation eine grosse Herausforderung: Sie geben uns nur minimale Zeitfenster, um eine Botschaft oder eine Story zu verankern. Sie lassen sich nicht auf einen Inhalt ein, sondern springen, scrollen, wischen und blättern von einem Content zum nächsten.
Die zweite Gruppe, die Scanner, sind schon etwas geduldiger: Sie sind bereit, einen Content zu überfliegen und herauszufinden, ob der Inhalt für sie relevant ist oder ein Bedürfnis abdeckt. Sie lesen nach Titel und Quote auch Zwischentitel, Bruchstücke aus dem Text und eventuell die Bildlegende. Sie suchen nach Schlüsselbegriffen und versuchen, eine Idee vom Inhalt zu gewinnen, ohne ihn ganz zu lesen.
Die dritte Gruppe, die Reader, sind das, was sich Longcontentcreator von Haus aus wünschen: Menschen, die sich auf einen Content einlassen, die Struktur annehmen und sich durch den Text führen lassen. Reader investieren Zeit und Aufmerksamkeit, denen wir gerecht werden müssen. Das tun wir in der Regel selbstverständlich, schliesslich ist das unser Beruf.
Für das erreichen unserer Kommunikationsziele ist es aber oft mindestens so entscheidend, dass wir auch die Scanner und Skimmer bedienen. Ihre User-Experience kann genauso relevant für den Erfolg sein wie jene der fleissigen Leserinnen. Hier müssen Titel, Bilder und Bildlegenden sowie gezielte Quotes und Zwischentitel ihren Job machen - und damit wir Contententwicklerinnen, Texterinnen und Co.
