Das generische Maskulinum verliert an Boden

Der Duden lässt ab von der Idee, dass männliche Formen alle mitmeinen, dass also der Chef immer auch eine Frau sein kann.

Das generische Maskulinum, bei dem immer weibliche, männliche und diverse Personen mitgemeint waren oder sein sollten, verschwindet nach und nach aus der Sprache. Je nach soziokultureller Umgebung ist das seit vielen Jahren klar und bereits selbstverständlich. Nun verzichtet auch der Duden auf das generische am Maskulinum – ein deutliches Zeichen, dass sich die Veränderung allgemein durchsetzt.
Der Aufschrei ist gross: Die Sprache werde unnötig verkompliziert, weibliche Personen (und ja, auch andere Geschlechter sogar!) seien ja immer mitgemeint. Die Kommentarspalten der Zeitungen explodieren. Bei Tagesanzeiger/Bund diskutiere ich mit, denn ein Punkt kommt in der Diskussion chronisch zu kurz: Der Unterschied zwischen dem, was gemeint ist und dem, was verstanden wird. Da liegt nämlich der Hase/die Häsin aus Schlosswort-Sicht im Pfeffer:

Während weibliche Personen tatsächlich sehr oft mitGEMEINT sind, werden sie halt doch häufig nicht mitVERSTANDEN. Das Bild im Kopf hat männliche Gestalt – ob Chirurg, Buschauffeur oder Bürger. Das muss sich ändern und dazu kann und soll Sprache beitragen – auch wenn es etwas aufwändiger ist.

Als Texterin und Contententwicklerin werfe ich die Frage nach den Formen auf, wenn sie noch nicht geklärt ist. Ich kann Lösungen vorschlagen und umsetzen. Das entlastet Auftraggeber*innen und ermöglicht eine klare Linie im Umgang mit dem Ersatz des generischen Maskulinums, das unsere Welt lange Zeit einfach und schwierig zugleich gemacht hat. Machen wir uns an die Arbeit.

TextereiCorinne Roth